Auch wenn das oftmals nicht so aussieht, Gelingen ist für alle da. Nicht nur für die besonders Privilegierten oder Erfolgs-„Eingeweihten“. Auch für diejenigen, die vor sehr viel Ungewissheit stehen im Leben. Für diejenigen, wo sich gerade beruflich oder persönlich sehr viel bewegt und verschiebt. Gefühlt nicht immer vorwärts. Es schwankt auch mal kräftig hin und her und nicht selten fliegt einem alles um die Ohren. Es ist wie vor einer überlebensgroßen Sprungstufe nach oben zu stehen und noch keine Ahnung zu haben, wie man diese bewältigen soll. Oder wie es danach weitergeht.
Veränderungen sind für uns Menschen sehr herausfordernd. Selbst gewollte und von außen oktroyierte. Sie haben alle gemeinsam, dass wir so ein sonderbares Gefühl entwickeln. Von einem Moment auf den anderen glauben wir aus tiefster Überzeugung, das bekannte Problem wäre auf jeden Fall besser. Besser als alles, was eine Veränderung und ihre - im Schlepptau mitkommende -Ungewissheit zu bieten hat. Und plötzlich wollen wir nichts lieber, als uns am Vertrauten festzukrallen. Der Lebenskontext vieler Menschen ist gerade einem großen Transformationsdruck unterworfen. Alles, was sich eine Nuance zu ändern droht, scheint wie der viel zitierte Sprung von der Klippe.
Veränderungen befeuern unser Kopfkino. Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die mit gedanklicher Vorstellungskraft ausgestattet sind. Wir können uns Dinge, Ereignisse imaginieren. Und zwar zu einem Zeitpunkt, den wir frei wählen und der gar nichts mit dem tatsächlichen Stattfinden zu tun hat. Es ist eine einzigartige Fähigkeit. Es ist eine Fähigkeit, die es jedoch ins sich hat, wenn sich Veränderungen anbahnen. Dann ist der Moment gekommen, wo wir uns als „Normalo“-Menschen in talentierte Monstermovie-SkriptschreiberInnen verwandeln. In den schlimmsten Szenarien schreiben wir unsere Lebens-Drehbücher weiter. Bevorstehende und unabwendbare Einschnitte und Umstrukturierungen werden zu weiter gesponnenen Schreckensvisionen. Wir verbringen Tage, Wochen, Monate damit, uns vorzustellen, wie der „Weiße Hai“ zuschnappt. Ohne ihn jemals gesehen zu haben. Schon mal ein Horrormovie geschrieben im Kopf? Schon mal eine atemlähmende Angst verspürt im Gedanken an eine bevorstehende, einschneidende Veränderung? Schon mal mit großer Sorge und Unsicherheit in die Zukunft geblickt und versucht, alles dafür zu geben, diese Störenfriede wegzudrücken?
Veränderungen rauben uns den Halt im Leben. Ja, es gibt sie selbstverständlich, die Wagemutigen. MacherInnen und DraufgängerInnen, die nach neuen Herausforderungen und ständigen Änderungen suchen. Die nicht genug bekommen können, sich der nächsten neuen Challenge zu stellen. Die meisten von uns gehen jedoch mit Zehenspitzen durchs Zimmer, um das schlafende Monster „Veränderung“ ja nicht zu wecken.
Unsicherheit und Ungewissheit stoßen übel auf. Für viele von uns bedeutet Change ein zu viel an schwer verdaulichen Brocken „Ungewissheit“. Es gibt vor allem zwei sehr dienliche Wege, wie wir mit Veränderungen und unserem überbeanspruchten „Stoffwechsel“ gelingender umgehen können. Zwei Wege, die den Stoffwechsel elegant anregen und aus dem unliebsamen Change eine anregende Chance machen.
Weg Nummer 1 … die Erkenntnis-Strategie. Es geht uns vielleicht das Licht auf, wenn uns so richtig bewusst wird, dass wir die SkriptschreiberInnen sind. Dass WIR uns selbst die Angst, die Sorgen, die Verzweiflung, manchmal auch die schiere Lähmung und schließlich den unausweichlichen Untergang in unsere Veränderungshandlung schreiben. Obwohl noch gar nichts davon eingetreten ist, geben wir unserem Hirn klar zu verstehen, dass es bereits jetzt auf Überlebensmodus schalten muss. Wenn wir also erkennen, dass wir die “ Gespenster“ ins Skript hineinschreiben können, es genauso gut möglich ist, eine Abenteuergeschichte daraus zu machen. Eine mit einem Helden oder einer Heldin. Wir können einen neuen Twist in die Veränderungsgeschichte schreiben. Wir könnten uns vielleicht überlegen, wie der Handlungsfaden sein sollte. Wie wir durch diese Veränderung gehen wollen. Was heißt das? Wenn wir den auf uns zurollenden „Change“ nicht wandeln können, müssen wir wandeln, wie wir damit umgehen. Wie wir uns dem Ganzen stellen.
Fazit: Unsere Einstellung, unsere Vorstellungskraft zu einer Veränderung ist der Kompass für sie hindurch. Diese Einstellung ist sehr bewusst zu wählen, denn sie ist die Überschrift, die uns durch die Handlung trägt. Wenn meine Einstellung zum Beispiel ist, dass ich gestärkt und erfahrungsreicher aus der Veränderung hervorgehe, werde ich bewusst und unbewusst alles unternehmen, was mich diesem Ergebnis näherbringt. Ich werde Sackgassen meiden, die mich vom Weg abbringen, irritieren oder verzweifelt in der Ecke stehen lassen.
Weg Nummer 2 … der Balance Ansatz. Wir wissen es gibt keine rosarote Brille, wie wir uns diese wirklich tiefgreifenden Veränderungen schön schauen können. Aber es gibt einen unverzichtbaren Partner, den wir der Veränderung an die Seite stellen können. Einen Partner, der Balance und Ausgewogenheit in die Gemeingelage bringt. Wenn es im Außen diffus wird und zu wackeln beginnt, brauchen wir mehr inneren Halt. Eine innere Kraft, die um Ausgleich bemüht ist. Der äußere Halt geht uns ja naturgemäß in Veränderungszeiten total verloren. Der innere Halt jedoch kann uns nicht genommen werden, wenn wir ihn kultivieren.“ »Wer hohe Türme bauen will, muss lange am Fundament verweilen.« (Anton Bruckner). Je größer die Veränderung, desto mehr brauchen wir diese korrespondierende Größe.
Eine Übung zur bewussten Stärkung deines inneren Halts: Überlege dir in jeder Facette, in jedem Winkel deines Erlebens, worauf du dich bei dir selbst 100%ig verlassen kannst. Liste alles auf: die großen Dimensionen und die kleinsten Kleinigkeiten. Wenn nichts selbstverständlich wäre, worauf kannst du dich bei dir 100% verlassen? Zu jeder Tages- und Nachtzeit? Selbst wenn es in deinem Leben mal besonders turbulent, unsicher und verzwickt wird. Das Bauwerk dieser Antworten ist dein Fels in der Brandung, der auch stürmischen Zeiten gut standhält.
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